Liebeswind im Spätsommer (German Edition) by Deborah J. Benz

Autor:Deborah J. Benz [Benz, Deborah J.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-09-01T16:00:00+00:00

Angesichts der Tatsache, dass diese Lektorin neue Autoren grundsätzlich ablehnte, klang ihre E-Mail vielversprechend. Trotzdem würde er Emily noch nichts sagen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Manuskript auf der Verlagskonferenz abgelehnt wird, war nicht gerade gering und nichts lag Frank ferner, als Emily falsche Hoffnungen zu machen. Er war schon im Begriff, alle Programme zu schließen und den Rechner herunterzufahren, als er im Posteingang eine neue E-Mail von Emily entdeckte. Er las sie hastig durch. Mensch, Emily, was ist denn mit Dir los? Warum willst Du mir nicht verraten, wo Du gerade steckst? Verzweifelt tippte Frank „Emily Bernstein“ in die Suchmaschine und ging alle Ergebnisse durch. Aber wie sollte er seine Treffer weiter eingrenzen, wenn er nicht einmal wusste, in welcher Stadt Emily wohnte? Dass sie Gefühle für ihn hatte, lag auf der Hand. Die Art wie sie ihn ansah, ihre rührende Rettungsaktion, die gemeinsame Nacht, das alles war keine Einbildung gewesen. Oder vielleicht doch? Was ist, wenn sie ihn ganz nett fand, mehr aber nicht? Wenn er für sie nur ein bedeutungsloser Urlaubsflirt war. Drei Tage waren keineswegs zu wenig, wenn es um das höchste aller Gefühle ging. Bei Emily hatten ihm auch wenige Augenblicke gereicht, um sich in sie zu verlieben. Was zum Teufel sollte er ihr jetzt schreiben? Dass er sich schon immer eine Brieffreundschaft mit einer Kollegin gewünscht hatte, um über die neuesten Literaturtrends zu diskutieren? Diese Frau trieb ihn einfach in den Wahnsinn. Sie machte ihn wütend, verrückt, glücklich und traurig zugleich. Noch nie hatte er für eine Frau so viele und widersprüchliche Gefühle gehabt. Mensch, Emily, wo steckst du bloß? Nach dieser E-Mail konnte er unmöglich schlafen gehen, ohne einen Drink zu sich zu nehmen. Ein Wodka Martini würde ihm guttun. Nach dem dritten Glas spürte er, dass sich seine Aufregung allmählich löste. Mein Gott, Emily, warum tust du mir das an? Eines stand fest. Mit seiner Antwort würde er sich Zeit lassen. Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Auf keinen Fall sollte er den liebeskranken Volltrottel abgeben, noch weniger aber auf Emilys Freundschaft verzichten. Er bewunderte sie als Autorin und beneidete sie dafür, dass sie alles schreiben durfte, wofür ihr Herz schlug. Er dagegen musste den Mainstream bedienen und Werke verfassen, die sich auf dem Niveau eines Groschenromans bewegten. Er hatte nicht einmal die Freiheit, über die Empfindungen seiner Protagonisten zu entscheiden. Jedes Kapitel, das er schrieb, musste den Segen seiner Lektorin bekommen. Unerwartete Wendungen waren genauso wenig erwünscht wie tiefgründiges Nachdenken seiner Helden. Wäre er nicht auf das Geld angewiesen, so hätte er das Schreiben von Groschenromanen längst aufgegeben und sich nur auf Projekte und Themen konzentriert, die ihm am Herzen lagen. Glücklicherweise durfte er unter seinem richtigen Namen auch Romane verfassen, die eine gewisse Geisteshöhe hatten. Seine Herzensprojekte verkauften sich leider nicht so gut, sodass er mehr oder weniger dazu verdammt war, massentaugliche „Werke“ zu verfassen.

Auf Emilys neuestes Buch war Frank überaus neugierig. Es blieb ihm zu hoffen, dass sie das Manuskript nicht in den virtuellen Papierkorb befördern würde.

„Ach, Emily,

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